Baumbergers Reise ins Coronaland/9, Woche 8


Tag 50. Samstag, den 2. Mai

Dies ist die Woche der Sondersession des Parlaments, des politischen Geplusters in der BEA in Bern, denn viel ändern können, werden sie nicht. Aber so kann die Aufregung etwas ritualisiert werden.

Es ist zugleich die vorläufig letzte Woche ohne Schulen und Beizen – an die zweite Welle will ich jetzt nicht denken. Die Schulen freut die Kinder, denen wir es gönnen, jucken uns aber weniger. Auf die Gartenwirtschaften an der Veloroute freuen wir uns.

Dass die Kantone und Gemeinden bei der Schulöffnung Gestaltungsfreiheit erhalten haben, finde ich gut. Es muss ja an die Möglichkeiten und Gewohnheiten angepasst durchgeführt werden. Das gibt dann auch unterschiedliche Erfahrungen, die genutzt werden können zur zukünftigen Verbesserung. Maturkollege Roe Brusa (wir hatten eine Prüfung, dann aber auch ein Fest, das jetzt wohl ausfallen wird) formuliert das so: „Gut so, meine ich. Das gibt Datenmaterial zu unterschiedlichen Vorgehensweisen. Wenn alle auf die Bibel schwören und weiter an die flache Erde glauben, bewegt sich nichts.“

Der Erfolg der chinesischen Wirtschaftsentwicklung basierte zu einem grossen Teil auf solchem Vorgehen. Die Behörden haben immer Initiativen zugelassen, auch wenn dafür (noch) keine gesetzlichen Grundlagen bestanden. Es wurde wie wild experimentiert. Was sich bewährt hat, wurde dann verallgemeinert und in juristische Rahmenbedingungen gefasst, das andere verschwand wieder. Das entspricht dem chinesischen Naturell, mit Widersprüchen gut leben zu können. Es gibt eben nicht nur schwarz oder weiss, wie wir es gerne hätten („Klarheit, kein Flickenteppich“) sondern im Schwarzen ist immer auch das Weisse, im Weissen das Schwarze. Das daoistische Yin-Yang-Bild zeigt es deutlich.

Der Medien-Konsum wird langsam aber sicher sehr ermüdend. CV, CV, CV. Das gilt vor allem für die „Debatten“, die da geführt werden, mit denen die Spalten und Bildschirme gefüllt werden müssen. Und dann all das im Wissen, dass morgen die Erkenntnisse von heute vermutlich schon wieder überholt sind, das, was falsch ist, wahr, das was wahr war, falsch.

Auf den Geist gehen auch die vielen Helden, die uns präsentiert werden. Gestern im TV DRS direkt hintereinander „Tierhelden“ und „Helden der Lüfte“. Ich habe mir das nicht angetan, denke aber, das waren eher biedere Schweizerinnen und Schweizer, die etwas machen, was nicht alle tun. Oder noch schlimmer, die das tun, was alle tun. Es ist die Zeit des Auftretens einer neuen Spezies: „Der gemeine Held t.cv“. t.cv = tempus covid19.

CVP und BDP wollen sich zusammentun zu einer neuen Mittepartei. So würde die CVP das hohe C elegant los.

Die Bevölkerung der Schweiz ist mit der Regierung mehrheitlich zufrieden. Und je mehr Auftritte die Magistraten und Magistratinnen dann in der Öffentlichkeit haben, desto zufriedener sind wir mit ihnen. Eigentlich keine umwerfende Erkenntnis.

Am 1. Mai gab es eine Demo in Basel (NZZ: 400 Teilnehmer, TZ: 1000), die toleriert wurde. In Zürich wurden Ansätze im Keim erstickt.

„Übersterblichkeit“ ist auch so ein mir neuer Begriff, der jetzt Mode ist. Er gibt an, wie viel mehr Tote es in einem Zeitraum (z.B. 1 Monat) gegeben hat im Vergleich mit dem langjährigen Mittel. Daraus wird dann auf eine versteckte Sterblichkeit geschlossen, die über den gemeldeten CV-Sterberaten liegt. Kein anmächeliges Wort, aber wenigstens Deutsch.

Die US-Regierung wurde in Jan/Feb über ein Dutzend Mal von den Geheimdiensten davor gewarnt, was auf das Land zukommen werde. Der Hausherr hat das weggewischt. Auch unsere Regierung hat die ersten Anzeichen nicht sehr ernst genommen.

Die zunehmende Immunität von Bakterien gegenüber Antibiotika könnte ähnliche Situationen hervorrufen wie Covid19. Die Regierungen haben das bisher so wenig ernst genommen, wie die langjährigen Warnungen von Covid-Pandemien. Sie meinten, das könne man ruhig den selbstregulierenden Kräften des Chemie-Pharma-Pestizid-Marktes überlassen. Ein regulierendes Eingreifen des Staates sei nicht opportun, nicht erwünscht, dem freien Markt schädlich. Ob sie das in Zukunft auch noch so sehen?

In Spanien dürfe die Menschen nach 7 Wochen strengen Abschlusses wieder raus zum Spazieren und Sporttreiben. Getrennt nach Altersgruppen.

In Österreich beträgt der Sicherheitsabstand nur einen Meter.

51. Tag, Sonntag, den 3. Mai

Heute würden wir mit der Männerriege auf den Maibummel gehen. Würden. Wie haben wir als Kinder gesagt: „Wenn das Wörtchen ‚wenn‘ nicht wär...“ („...wär mein Vater Millionär.“)

Der 68er-Freund Sigi Gutmann, der bei der SBB tätig war, hat auf meinen MThB-Geschichte von vorgestern reagiert, und ich habe gemerkt, dass ich da eine lokalpatriotische Thurgauer Brille auf der geistigen Nase hatte:

„Ich bin allermeistens 'bei Dir', jetzt aber mit einer Nuance zur MThB/Joss Geschichte bzw. dem Pepo Weibel. Mich haben damals die häufigen Sticheleien von Joss (MThB = flexibel, kreativ und innovativ, SBB genau das Gegenteil) ziemlich genervt, wie die meisten bei der SBB (obwohl es da sicher einige Schlafkappen, Faulenzer und schlimme Bürokraten gab, ich kann davon ein Lied singen, weil ich im Dauerclinch mit einigen war, am schlimmsten mit meinem Chef, er ist heute 97 und hat mich damals permanent für meine 'Frechheit' abgestraft...). Aber: Joss war eben nicht einfach kreativ und flexibel und einfach besser als die SBB. Er hat mit Dumpingpreisen der SBB den Güterverkehr abgejagt, damit viel Geld verloren zu Lasten auch des Kantons, und er hat auch einige Finanztricklis gemacht, wegen denen er verurteilt wurde und einen unrühmlichen Abgang nahm. Seither habe ich nie wieder etwas über ihn gehört, und mittlerweile tut er mir auch leid, er hat nicht zum eigenen Vorteil gehandelt...“

Dass Joss die marode MThB und die FW (Frauenfeld-Wil Bahn, mit der ich an die Kanti fuhr) wieder in Schwung brachte, ist ausser Zweifel, dass er das aber mit unsauberen Mitteln „abfederte“ ebenso. Das habe ich mit der lokalpolitsch getönten Erinnerungshilfe ausgeblendet. Dank sei Sigi!

Die Sonntagszeitung der NZZ findet, dass die Zukunft der Jugend durch ausgefallenen Spass und Einschränkungen düster sei. Ich denke, die Jungen sind robuster, als so ein Krisenszenario, das in der Krise ja düster sein muss, es ausmalt.

Chappatés Bild zum Sonntag:

Der Chef der eidgenössischen CV-Taskforce, Matthias Egger, ein Epidemiologe der auch Präsident des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds ist, malt dann ein Bild, das mir schon zu denken gibt. Er meint, die Impfung komme nicht so schnell, wie erhofft. Wir müssten uns auf bis zu zwei oder mehr Jahre damit abfinden, dass Abstandhalten und Masken zum Alltag gehörten.

Auch die SBB darf Kurzarbeit machen, obwohl sie ein staatsnaher Betrieb ist, der nicht Pleite gehen kann. Da hat sich Sommaruga gegen Parmelin durchgesetzt.

„Pensionskassen: Singels zahlen für Verheiratete“, so die Schlagzeile. Das komme daher, dass alle für Witwen/Witwer-Renten mitfinanzieren. Dass es in der AHV gerade umgekehrt ist, steht am Schluss in einem Nebensatz.

Velotour: Über den Berg nach Rickenbach, via Henau nach Niederhelfenschwil, via Lenggenwil und Zuzwil nach Wil, heim. 40 Kilometer, 2 ½ h. Hügeli uf, Hügeli ab. Einmal so steil dass wir wirklich alles brauchten: den kleinsten Gang und die grösste Unterstützung. Sonnig, aber noch frisch.

Die Rosen treiben schön, aber sie haben schon wieder Läuse. Der kalte Wind vertreibt uns ins Haus.

In Genf stehen 2500 Menschen für Gratislebensmittel an. 1 km im Sicherheitsabstand! Sans Papiers, durch die Maschen Gefallene, die oft schwarz arbeiten und jetzt keine Soforthilfe des Bundes bekommen. 2500, 1km. Bei uns, nicht in den USA oder Afrika.

Die Swiss hat Flugzeuge zur „Lagerung“ wegen Stilllegung nach Amman geschickt. Das Rumstehen der Maschinen ist dort billiger, als in Zürich und das Klima geeigneter.

„Five Eyes“, fünf Augen, die Gemeindienstegruppierung von USA, GB, Canada, Australien und Neuseeland greifen unter Federführung des australischen Geheimdienstes China scharf an für die Vertuschung des CV-Ausbruchs. Das war sicher so, aber am 31. Dezember 2019 informierte China die Welt. Und all die Schlampereien, die danach kamen, müssen die Länder auf ihre eigene Kappe nehmen. Denn wenn sie vorher informiert worden wären, hätten sie auch nichts getan. Die erste CV-Tote hatten die USA mit Patricia Dowd am 6. Februar in Santa Clara in Kalifornien.

Erst am 29. Februar wurde der erste Corona-Todesfall in den USA gemeldet; und erst danach kamen Reisebeschränkungen, erst danach begannen die hektisch wirren Abwehrkämpfe im Weissen Haus, und selbst zu jenem Zeitpunkt noch sagte Donald Trump, alles sei „total unter Kontrolle“, und bald „wird es vorbei sein“. China mag ja intern geschlampt haben, aber wir hätten Zeit gehabt. (Ich zitiere hier aus einem eindrücklichen Brief des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Klaus Brinkbäumer aus New York, den mir Bernd Leuters aus Münster geschickt hat: https://mailchi.mp/rums/klaus-brinkbumers-brief-aus-new-york-mnster-ist-hoffentlich-klger?e=77628f0ada. Eindrücklich.

Bernd schreibt noch: „Mein Kundin in New York berichtet schlimmes, ihr Mann ist Neurologe, muss jetzt ganz dicht dran sein, springt ein. Es sei nicht zum Aushalten, sie müssten aufpassen nicht depressiv zu werden. Und das von einer sehr lebensbejahenden Künstlerin.“

In Moskau explodieren die Ansteckungen: 10‘000 in einem Tag (Schweiz 30‘000 insgesamt bisher). Die Zahl der Infizierten in Russland hat sich in einer Woche verdoppelt.

Roche hat einen Antikörpertests herausgebracht, der von der amerikanischen Gesundheitsbehörde freigegeben wurde und damit weltweit. Damit sollen Hunderte von Millionen Menschen darauf getestet werden, ob sie Covid-19 durchgemacht haben.

52. Tag, Montag, den 4. Mai

Also heute das Parlament. Dass es tagt, ist sicher wichtig. Aber was die über 50 Motionen sollen, ist mir nicht direkt einsichtig. Bis sie abgearbeitet sind, sind sie Schnee von gestern. Es ist fast interessanter, zu sehen, wer sich dessen bewusst ist und keine eingereicht hat. Einfluss wird ja eh hinten herum genommen.

Der FC Münchwilen zeigt sich. Er hat einen PR-Beauftragten und der macht eine Gutscheinaktion zugunsten des lokalen Gewerbes. (Ich glaube, das haben andere auch gemacht, aber nicht in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.) Es geht um Kaufversprechen, die auf der Website des FC zugunsten eines bestimmten Geschäfts abgegeben werden. Wer dann den Betrag auf die Raiffeisenbank einzahlt, erhält vom Geschäft zugunsten dessen die Transaktion lief, einen Gutschein geschickt, den man dann negativ abstottern kann. Die Bank benachrichtigt das Geschäft. Das ist aktive Sponsorwerbung für den Verein.

Andrea Ammon, die Leiterin der E-Behörde zur Seuchenbekämpfung, ist sich sicher, dass eine zweite CV-Welle kommt: „Aber selbst wenn sich schon ein gewisser Teil der Bevölkerung infiziert haben sollte und nun möglicherweise immun ist, wird das keinesfalls ausreichen, um eine zweite grosse Welle zu verhindern.“ Fröhliche Aussichten sind das!

Der Bund hat die Kitas als systemrelevant erklärt, aber bei der finanziellen Sicherung gingen sie vergessen. Nun sitzen sie zwischen Stuhl und Bank und sind auf die Kantone angewiesen, deren Regelungen nicht ausreichend sind. Mal sehen, ob das Parlament hier hilft.

Im Medikamentensektor geht es rund. Nicht nur im Bereich der Antikörpertests (s.o.). Die USA liessen im Schnellverfahren ein Ebola-Medikament zur Behandlung zu, obwohl die erste Studie, die Hoffnung macht, nicht bestätigt ist. Nütz’s nüt, so schadt’s nüt, denken sie wohl. Hauptsache es geschieht irgendetwas. Die Pathologie in Zürich seziert CV-Tote, um festzustellen, was Covid19 im Körper alles anstellt. (Da kommt mir der alte Medizinerwitz in den Sinn, dass der Pathologe die Qualitätskontrolle im Spital ist, aber leider immer zu spät kommt.)

Und auf einen Impfstoff werden wir vermutlich noch lange warten. Früher sagte man, die Entwicklung dauere mehrere Jahre, oft 8 – 10. Da sind die Versprechen von einem Jahr oder weniger wohl überrissen, auch wenn jetzt endlich die Staaten die Sache vorantreiben und sich nicht auf die „freie“ Wirtschaft verlassen, die es dann schon richten wird. Wenn es den Regierungen gelingt, die Kooperation der Wissenschaft und der Pharmabranche herbeizubringen, könnten zeitliche Fortschritte möglich sein. Aber dauern wird es.

Die internationale Geberkonferenz, die von der EU einberufen wurde, um Geld für die gemeinsame Finanzierung der Impfstoffforschung, der Entwicklung von Tests usw. zu sammeln, war erfolgreich. Die angestrebten 7,5 Mia€ wurden mit 7,4 praktisch erreicht. Die Resultate sollen nicht kommerziell ausgeschlachtet werden dürfen und allen, auch den armen Ländern zugute kommen. 40 Länder beteiligen sich finanziell. Nicht aber die USA, nicht aber Russland. Gschämig, einmal mehr. Die Schweiz gibt 400 Mio.

Am liebsten gar keine!

Italien ist auch auf dem Weg zurück zur Normalität, was immer das dann auch heissen will. Die Menschen dürfen auf die Strassen und an die Arbeit. Der Sicherheitsabstand beträgt einen Meter. Schulen, Kneipen, Bars und Läden bleiben noch zu. In Süditalien (Kalabrien) gehen sie noch einen Schritt weiter und öffnen für die Gastronomie und die Hotellerie. Was sie aber nicht wollen, sind Gäste aus dem Norden ihres Landes, vor allem aus der hart getroffenen Lombardei.

A propos Abstand: Wie gross ist er in anglophonen Masssystemen? Und auf welchen wissenschaftlichen basiert er dort? Und bei uns?

Das Parlament hat begonnen. Die Themen sind Notmassnahmen, Armeeeinsatz, Geld für Fluglinien. Alle sind offensichtlich doch irgendwie von der staatstragenden Atmosphäre angesteckt, die der Bundesrat erfolgreich verbreitet hat. In der ungewohnten Umgebung ohne Körperkontakt und tuschelnder Diskussion während vorne eine vorträgt, soll es eher feierlich, denn kontrovers zugehen. Zumindest zu Beginn. Sie halten sich an ihre Parteilinien. Sicher ist sicher. Einsam schon im Eintretensvotum Parteipräsident Rösti der SVP, der die sofortige Aufhebung des Notrechts forderte.

In Österreich ist die Zahl der Arbeitslosen um 5 auf 13% gestiegen.

Velotour: St.Margarethen-Wängi-Matzingen-Fauenfeld-Gerlikon-Bewangen/ZH-Elgg-Ettenhausen-Balterswil-Eschlikon-heim. 42 km, fast 3h. Schön aber windig.

Wir sind auf den Stümpen. 2 ¾ h mit nur zwei kleinen Pausen. Wasser nehmen wir mit, aber nichts zu essen. Das ist dumm. Wir müssen uns auf die neue Art Velofahren einstellen. Und wir warten sehnlichst auf die Gartenwirtschaften. Dann wird die Einteilung besser.

Wir fahren oft im Leerlauf („Off“), was gut geht, da der neue Boschmotor CX im Leerlauf abkoppelt und keinen Widerstand mehr hat, wie frühere Motoren. So sind wir ein bisschen mehr gefordert. Mit bergauf und längeren Steigungen kann sich aber Elo weiterhin nur wenig anfreunden. Dies kann auch ein eBike nicht überwinden. Das muss psychologisch sein, sie kommt halt aus einer Gegend, in der der höchste Berg 880m ist, also 700m über der Ebene.

In der Ostschweiz sind jetzt die Verfolger („Tracer“) im Amt. Im Auftrag der Kantone verfolgen sie die Sozialkontakte von Infizierten.

In einem Altersheim in Kreuzlingen ist jetzt Familienbesuch auf Anmeldung ohne trennendes Plexiglas möglich. Ein Fortschritt.

Im Kanton Graubünden gehen viele Buchungen für Sommerferien durch Schweizer ein. Vor allem Campingplätze und Ferienwohnungen sind gesucht. Der Tessin lässt das Baugewerbe wieder zu. Er öffnete drei zusätzliche Grenzübergänge für Pendler.

Das BAG denkt angesichts der sinkenden Neuinfektionen – erstmals unter 100 pro Tag – über Lockerungen auch für die Senioren nach, insbesondere in Heimen, wo es wirklich schlimm ist.

Aus dem Parlament:Die Hilfe für Swiss und Edelweiss mit einer Bürgschaft von 1,275 Mia Franken geht mit einer satten bürgerlichen Mehrheit von 116:77 Stimmen durch Mit nur unverbindlichen Ökoauflagen. Diese sollen auf die Beratung des CO2-Gesetzes in der Sommersession verschoben werden. Aber wenigstens wurde nicht zurückbuchstabiert.

Neben dieser Finanzierung geht es auch um die sogenannten flugnahen Betriebe, die die Flughäfen am Laufe halten. Problematisch ist Swissport. Die Firma rentiert in der Schweiz, viele internationale Swissport-Beriebe sind aber tiefrot. Die Kredite dieser sichert Swissport gegenüber den Banken mit dem guten Schweizer Geschäft ab. Es ist abzusehen, dass Bundeskredite in diese Betriebsteile fliessen würden. Und sich dagegen absichern mit dem Schweizer Geschäft, das geht auch nicht, da dies schon verpfändet ist. Hopsgen lassen! Die Kantone arbeiten schon an einem solchen Szenario, um dann den Flughafenbetrieb wieder aufzubauen. Das alles ist dem Parlament wurst. Die 600 Mio werden oppositionslos genehmigt.

Die Kitas sollen gemäss Nationalrat gegen den Willen des Bundesrates und der SVP 100 Mio erhalten. Letztere wollte die 145 Mio Ausfallentschädigung für Kulturunternehmen und Kulturschaffende und 10 Millionen Franken für Musik- und Theatervereine im Laienbereich streichen lassen, blieb aber einsam und damit chancenlos. Die Kita-Gelder sollen nach dem Willen des Nationalrats fliessen, der Ständerat muss noch darüber.

Auch der SVP-Streichungsantrag von 600 Mio bei der Maskenbeschaffung fiel durch. Es gehe auch günstiger, wenn besser verhandelt würde. Da mögen sie Recht haben.


53. Tag. Dienstag, den 5. Mai

Trump und sein Gehilfe Pompeo greifen China weiterhin scharf an. Wahlkampf. Sie dürften, so sagen sie, die Quellen ihrer Behauptungen nicht nennen, sie müssten sie schützen, sie seinen geheim. Das erinnert fatal an die „arms of mass destruction“, die angeblich Saddam Hussein damals im Irak gehabt haben soll. Damit wurde ja der Irakkrieg, die Mutter allen Unheils im mittleren Osten, gerechtfertigt. Und der damalige britische Premier Anthony Blair, der mitmachte, musste später eingestehen, dass das alles erstunken und erlogen war.

Das Parlament tagt:

Elo fühlt sich bei diesem Bild an eine Aufführung von Kafkas Prozess (und andere Theateraufführungen) erinnert, die wir kürzlich in St.Gallen gesehen haben (gut!). Da standen sie auch so rum.

Das Parlament hat für die „flughafennahen“ Betriebe ja 600 Mio gesprochen. Um zu verhindern, dass das Geld ins Ausland fliesst, wird eine Auffanggesellschaft gebildet. Was das heisst, ist mir schleierhaft. Also doch hopps gehen lassen?

Die Kreditlaufzeiten für die Betriebe wurden verlängert. Auf 8(?) Jahre?

Nationalrat und Ständerat streiten sich darum, wie die zwangsgeschlossenen Betriebe von Mieten entlastet werden sollen. Es gibt verschiedene Modelle. Die CVP ist intern nicht einig.

Der Ständerat gibt nur 65 Mio für die Kitas. Dabei bleibt es wohl.

Im Ständerat argumentiert die SVP und Finanzminister Maurer damit, dass die Kitas Kantons- und Gemeindeaufgabe seien. Der Rat folgt ihnen nicht. Die Kitas seien mit einer Anschubsfinanzierung des Bundes aufgebaut worden. Und die Verpflichtung, die Kitas weiter zu öffnen in der CV-Zeit, sei auch Sache des Bundes.

Ein Ständerat sagt in diesem Zusammenhang wieder einmal „es geht ums Prinzip“. Mit dieser Phrase kann man fast alles totschlagen, jede neue, jede gute Idee. Und meist geht es denen, die sie anwenden, um etwas ganz anderes, das sie hinter ihr verstecken. Und noch einmal: „There is only one acceptable fundamentalism: No fundamentalism!“, sagte jeweils mein Auftraggeber in Südtirol Landesrat und Vizeregierungschef Otto Sauer, der in diesem Januar verstorben ist.

Im Kanton Zürich wird um die Öffnung der Schulen in Halbklassen gestritten. Die einen finden das unmöglich, die anderen sehr wohl möglich. Die Schulen müssen sich arrangieren.

Eine Studie in Deutschland untersuchte Infektion und Sterblichkeit anhand des kleinen Dorfes Gangelt in NRW. In Gangelt hat die Bevölkerung einem Karnevalsfest nicht nur zu tief ins Glas geguckt, sondern auch einen kräftigen Schluck aus der CV-Pulle genommen. Es musste dann isoliert werden. Da wird nun in der Studie allerhand aus einer doch sehr kleinen Zahl von Probanden rausgelesen. So kann ein einziger Todesfall mehr die Sterberate um 10% erhöhen. Der Verfasser der Studie mag ein guter Epidemiologe sein, seine Qualität als Statistiker muss er aber erst nachweisen. Vorsicht ist auch hier wieder mal geboten.

Der Epidemiologe Tanner aus Basel – ein Mitglied der Task Force des Bundes – ist gegen CV-Pässe für Menschen, die den Antikörpertest positiv überstanden haben. Er will keinen Freipass für Inhaber des CV-Passes. Es genüge, wenn der Test positiv ausgefallen sei. Wenn dann eine Impfung möglich sei, gebe es ja den Impfpass. Alles andere ist eine Benachteiligung jener, die keinen solchen Pass haben, denken wir. Und das sind auch die Bedenken von Verfassungsrechtlern in Deutschland gegenüber den Plänen von Gesundheitsminister Spahn, der eben einen solchen Pass jetzt vorbereitet.

Heute sind es nur noch 28 Neuansteckungen in der Schweiz.

Der Personalvermittler Adecco hat ein sehr schlechtes Quartalsresultat. Es gibt zurzeit halt wenig zu vermitteln.

Die Europäische Zentralbank wurde vom Deutschen Bundesverfassungsgericht abgestraft, da sie ohne genügende gesetzliche Grundlagen Staatsanleihen aufgekauft habe. Das Urteil hat wenig direkte Konsequenzen, da die Grundlagen nachgereicht oder nachgebessert werden können. Aber es hat vermutlich weitreichende Folgen. Denn der Europäische Gerichtshof in Strassburg hatte das Vorgehen gebilligt. Nun können und werden vermutlich die Entscheide des EUGh von nationalen Gerichten in Frage gestellt. Ungarn und Polen etc. lassen grüssen.

Die Fluglinie SAS will 50% ihrer Stellen abbauen. Das kann ja heiter werden.

Spaziergang: Langweg-Biorender-Münchwilen-Murg-heim. 1h10. Regen, kühl.

In Münchwilen ist eine rote Kastanie schon im schönsten Blust. Und die Badi wäre bereit, die Eröffnung am ersten Maiwochenende gewesen. Jetzt ist sie blockiert. Das tut der eh kurzen Saison nicht gut. (Mein Vater hat sie mit einem Freund gebaut, ich war mal im Vorstand.)

Bei der riesigen Baustelle für den Hornbach-Fachmarkt reissen sie jetzt das Fundament des ehemaligen Bauernhofs Engeler raus, der damals auf der freien Wiese zwischen Sirnach und Münchwilen an der Murg stand. Er wurde damals offensichtlich einfach oberirdisch abgerissen. Mit Vinzenz, der zwei Jahre älter war, ging ich in die eine gemischte Klasse mit drei Jahrgängen. Er war, wie meine Mutter zu sagen pflegte, nicht schuld, dass der Klee grün ist, oder wie es in Deutschland heisst, nicht die hellste Kerze auf der Torte. Aber er war gross und stark. Wenn wir „Vinzenz – Blindschwanz“ riefen, mussten wir die Hintern nach vorne nehmen und nur meine schnellen Beine retteten mich dann. Als ich die Fluchtdistanz mal zu kurz einschätzte, half mir ein heftiger Tritt in Vinzenz‘ Schienbein, der seinen Start bremste. Vinzenz lernte Stromer, und als er einmal einen Leitungsschlitz in eine Wand stemmen musste, betätigte er den Fäustel mit solchem Nachdruck, dass die Wand einstürzte. Aber er soll, habe ich dann gehört, sich im späteren Leben sehr anständig geschlagen haben.

In Deutschland hat die Autolobby sich im ersten Anlauf nicht durchgesetzt. Es gibt – noch – keine Kaufprämien für Neuwagen. Offensichtlich will Merkel Umweltauflagen durchsetzen. Dass die Autoindustrie jahrelang die Zeichen der Zeit nicht gesehen und die Entwicklung verschlafen hat, soll jetzt von der Allgemeinheit ausgebadet werden.

Der oben zitierte Marcel Tanner erinnerte im Zusammenhang mit der Forderung nach Sicherheit durch Expertenwissen und der Notwendigkeit von Handeln in einem Zustand von der notwendigen Begrenztheit wissenschaftlichen Wissens einen Satz englischer Epidemiologen aus der Ur-Zeit des Problems Rauchen-Lungenkrebs in den 80er-Jahren. Dieser Satz sei für ihn in seinem Leben als Wissenschafter immer massgebend gewesen : „Wir haben nie genug Wissen, alles zu erklären, aber wir haben immer genug Wissen, um etwas zu tun.“

Freundin Reinhild aus Lünen schickt uns einen wunderschönen Link. In einem Altersheim in Italien feiern am 25. April Seniorinnen auf dem Flur zu Fuss, am Stock oder im Rollstuhl die Befreiung von den Faschisten 1945 mit dem Lied „Bandiera Rossa“: https://www.facebook.com/annette.niesyto/posts/10157955322635180.

In Arte sehen wir eine gute Dokumentation über Berlin 1945. An wen erinnert mich die egomanische Selbstbezogenheit von Hitlers Neujahrsansprache? All die „ich“, „wir“, „gross“, „Nation“?

54. Tag. Mittwoch, den 6.Mai

Bei der Wiedereröffnung der Beizen sind 4 Leute pro Tisch erlaubt. Das ist wohl die Schweizer Variante der Lockerung des Lockdowns: Schiebertauglich.

Wir müssen dann unsere Adresse und Telefonnummer hinterlassen, damit wir im Ansteckungsfall benachrichtigt werden könnten.

Was blüht, sind Hofläden. Gut so. Besser, als auf Subventionen schielen.

Es wird diskutiert, wie die Ausgaben des Bundes für den Notstand abgetragen werden sollen. Das Gesetz über die Schuldenbremse sähe vor, dass dies in 6 Jahren zu geschehen hätte. Das ist offensichtlich unmöglich, will man den Staat nicht halb abschaffen. Als Möglichkeit wird von den bürgerlichen Parteien eine Fristerstreckung gesehen. Die Linke will die Schulden einfach stehen lassen und allenfalls von der Nationalbank jährliche 8 Mia Franken beziehen.

Die Diskussion scheint mir irgendwie müssig. Das ist ja alles von uns vorfinanziert, durch Budgetdisziplin und hohe Überschüsse (ein guter Finanzminister kalkuliert immer zu pessimistisch). Wenn der Satz „Spare in der Zeit, so hast du in der Not“ Sinn machen soll, dann nur, wenn man das Ersparte auch einsetzt!

Die Verfolgungsapplikation für das Handy braucht eine gesetzliche Grundlage, ein dringliches Bundesgesetz, das in der Juni-Session beschlossen werden kann. Bis dahin will Berset – nächstens – testen. Heute sind es 51 Neuansteckungen. Das macht die vielgelobte und vielbesprochene Sache praktisch überflüssig.

Der Nationalrat will, dass keine Dividende ausschütten darf, wer Kurzarbeit bezieht. Der Ständerat blockiert das und gibt den Kräften freie Bahn, die Firmen nicht langfristig erhalten sondern kurzfristig melken wollen.

Die Profifussballer wollen auch Geld. Wer eigentlich nicht? Sie beziehen eigentlich schon unter Normalumständen genug, wenn wir an die Kosten denken, die die Allgemeinheit für die Rüpelfans tragen muss. Dort heisst es dann, sie könnten halt nichts machen. Von mir aus könnte man den ganzen Zauber des bezahlten Fussballs abschaffen. Und wenn ich an viele Spiele der Nati A und B (sorry: Superligue und Challenge League) denke, so sind dies ja ohnehin fast Geisterspiele.

Der Druck der Grenzregionen auf Lockerungen steigt. Im Westen ebenso wie im Osten. Da ist viel zusammengewachsen, und es sollte auch so bleiben. Die SVP ist, wen wundert’s, not amused. Sollen sie es den Kreuzlingern und Genfern erklären. Epidemiologe Tanner rät zu vorsichtigem, schrittweisem Vorgehen. Das wäre wenigstens etwas.

(Dass die SVP in diesem Zusammenhang einen Mauerbauexperten namens DT aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten als Berater eingeladen hat, ist allerdings ein bösartiges Gerücht. Fake News.)

Die US-Regierung will die Arbeitsgruppe zur CV-Pandemie auflösen. Das sei möglich angesichts der enormen Fortschritte, die in den USA bei der Bekämpfung erreicht worden seien, sagt Mr. Pence, das brave Sprachrohr seines Herrn. Der wahre Grund liegt wohl in der Kritik, die aus diesen Reihen immer wieder an den Mitgliedern der Task Force an eben dieser „Bekämpfungs“-Strategie kam. Herrn Fauci kann Trump nicht ohne weiteres feuern, also löst er einfach die Gruppe auf – und Fauci verschwindet aus dem Rampenlicht. Als der Protest darüber zu stark wird, nimmt der Chef, der ja selbst nichts gesagt hat, die Ankündigung zurück. Er habe nicht gewusst, wie angesehen die Gruppe sei! (Also hat er Pence doch vorgeschickt.) Aber er werde Leute auswechseln. Womit ja der Zweck denselben erreicht haben dürfte.

Eine schonungslose, ätzende Krankheitsdiagnose der US-Gesellschaft und des regierenden Clans, gestellt von George Packer, einem bekannten US-Reporter, bringt die Zeit:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-04/corona-krise-usa-donald-trump-pandemie-ungleichheit?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.mail.ref.zeitde.share.link.x.

Die Thurgauer Kantonalbank schenkt allen Thurgauer Haushalten einen Gutschein von 30 Franken, den diese dann in Geschäften einlösen können, die bei dieser Aktion mitmachen. Als alte Kunden nehmen wir den Gutschein gerne.

Die Fluglinien werden mit einem massiven Preisdumping auf die Beine kommen wollen. Das hat uns gerade noch gefehlt. Ryan Air entlässt übrigens 3000 Personen.

Was mir allgemein auffällt, ist, wie schnell die Schweiz auch gesetzgeberisch handeln kann, wenn es sein muss. Ich habe immer gedacht, im Verhältnis zu den Nachbarländern seien wir auf diesem Gebiet sehr langsam, wenn wir sehen, wieviele Jahre oft vergehen vom Willen zu Gesetz oder Verfassung bis zum Inkrafttreten.

Velotour: Biorender-Bronschhofen-Wil (mit Glace-Halt)-Rickenbach-Littenheid-Oberwangen-Bichelsee-Balterswil-heim. 34km. Schön mit kaltem Wind. Nicht ausgepumpt, da weniger Steigung und bessere Einteilung.

Über die Mieten wird immer noch gestritten. Da sind viele Interessenten hinter den Kulissen tätig. Es sieht nach einem Hornberger Schiessen aus. Die Betriebe tun mir leid. Sie sitzen zwischen Stuhl und Bank, nur weil die andere (politische, wirtschaftliche) Seite nicht Recht bekommen darf. Einmal über den eigenen Schatten springen können, gehört auch zu den politischen Qualitäten, die ich schätze. Jetzt wird das Geschäft auf Juni verschoben und statt einer klaren Lösung ein Härtefallfonds geschaffen. Erst muss einer Pleite gehen. Es werden voraussichtlich viele Mietstreite vor Gericht gehen.

Die Reisebüros, die von den Luftlinien aus fadenscheinigen Gründen keine Rückzahlungen erhalten – es geht den Konzernen doch nur um Liquidität, die sie von Dritten haben, denen sie Geld schulden –, müssen ihren Kunden nun erst im Herbst das Geld für ausgefallene Leistungen zurückbezahlen. Der letzte im Umzug finanziert so den ersten.

Für den Tourismus spricht der Ständerat 67 Mio und nicht 40 Mio Franken, wie es der Nationalrat vorschlug. Die Kantone schauen zu ihrer Klientele.

Deutschland macht Lockerung mit Notbremse. Die Bundesländer erhalten in der Gestaltung weitgehende Freiheiten (nicht Grenzen, das ist Seehofers Revier). Schulen, Gaststätten, Läden, Altersheime etc. kommen an eine längere Leine. Aber wenn es in einem Landkreis in einer Woche mehr als 50 Neuinfektionen pro 100‘000 Einwohner gibt, muss dort zurückbuchstabiert werden. Klingt ganz vernünftig, dass die Länder nach Situation und Gusto vorgehen können. Deutschland hat schliesslich 80 und nicht 8 Mio Einwohner.

Der Autoverleiher Hertz meldet Pleite an.

Das Schweizer Parlament erlässt einen internationalen Friedensaufruf in dieser Zeit. Fast einstimmig, aber eben nur fast, denn die Partei, die uns einmauern will, ist dagegen, da so etwas erfahrungsgemäss Kostennach sich ziehe. Das wäre ja noch schöner, wenn Frieden etwas kosten würde. Bei Krieg kann man ja in guten Treuen schon darüber reden, aber Frieden?


55. Tag. Donnerstag, den 7.Mai

Zur Finanzierung der Luftlinien:

Die WHO warnt davor, dass durch Covid19 andere Krankheiten vom Bildschirm verschwinden und z.B. Impfungen gegen Kinderlähmung oder Masern unterblieben, und der Kampf gegen Malaria vernachlässigt würde.

Velotour: Eschlikon-Ifwil-Balterswil-Bichelsee-Oberwangen-Büfelden-heim. 23km. 1h10. Sehr schön.

Am Nachmittag haben wir Hedi und Wolfgang Günther im Garten zu Gast.

Elo muss morgen zum Zahnarzt. Sie hat sich einen unteren Vorderzahn ausgebissen. Es tut zum Glück nicht weh, ist aber unangenehm.

Der Chef der Swiss, Thomas Klür, spricht unverblümt aus, was ich vermutete: „Würden sie [die Fluglinien

] alle Rückerstattungen fristgerecht ausbezahlen, wären viele jetzt schon pleite.“ Eben: Den Letzten beissen die Hunde. Der Kunde nicht zuerst, zuletzt!

Ein Stück Heimat. Das hängt schon seit 1993 bei mir an der Bürotapete (als wir noch den Tagi abonniert hatten)

Airbnb, Uber etc. entlassen massenweise Angestellte. Die „sharing economy“, so heisst es verschleiernd, wenn getan wird, als würde geteilt, wo doch abgesahnt wird, bekommt ihren Teil ab. Aber die Anteilseigner haben ihr Scherfchen sicher im Trockenen.

Auch die Wetterprognose ist CV-infiziert. Die Genauigkeit leidet, da die Daten, die all die vielen Flugzeuge permanent gesendet haben, jetzt fehlen.

Die Arbeitslosenquote stieg seit Februar von 2,9 auf 3,5%, auf über 140‘000 Personen. Betroffen sind vermehrt Jugendliche und Arbeitnehmer in den lateinischen Gebieten der Schweiz, die besonders stark vom CV heimgesucht sind. Aber international gesehen sind das noch idyllische Verhältnisse, die wir mit einer anständigen Sozialpolitik beherrschen können. Wenn wir denn wollen. In den USA stieg der Prozentsatz in dieser Zeit von 3 auf 15%, höher als je seit dem Zweiten Weltkrieg. Boeing entlässt Tausende, Walt Diesney stellt 43‘000 ohne Lohn frei! 50% der Amerikaner haben keine Ersparnisse.

Für Schulabgänger ohne Lehrstelle wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet.

Nach all den politischen/verbandsmässigen Forderungen nach einer schnellen Lockerung der Massnahmen, bringt nun eine Meinungsumfrage Skepsis gegen das Öffnungstempo an den Tag. Vor allem, aber nicht nur, im Welschland und im Tessin ist die Bevölkerung vorsichtiger, vorab was die Gastronomie betrifft.

Die NZZ bringt einen Gastkommentar von Milosz Matuschek, dem stellvertretenden Chef des „Schweizer Monats“, einem Heft, das sich liberal gibt, aber alles andere ist. Was der gute Herr, „der regelmässig für die NZZ Kolumnen (schreibt)“, zu Papier bringt, ist schon eher unter die Rubrik „Unglücksfälle und Verbrechen“ einzureihen. Malt er doch das Menetekel eines „Millenial Socialism“ an die Wand. Er warnt vor den „apokalyptischen Reitern einer epochalen Zäsur“. „Für Klima, Minderheitenrechte oder die Enteignung von Immobilienfirmen wären sie wohl auch bereit, die Demokratie zu opfern...“ etc. pp. Ich fühle mich um Jahrzehnte zurückversetzt. Lenin, Breschnew und Ulbricht lauern in neuem Gewand hinter jeder Ecke: „Tatsächlich leben wir am ehesten in einem Semisozialismus...“ Es ist zu viel der paranoiden Schreibe, um alles zu zitieren. Daher: https://www.nzz.ch/meinung/coronavirus-krise-stellt-die-systemfrage-erneut-ld.1554835 . Als die Redaktion diesem Beitrag die Spalten der Zeitung öffnete, hatte die politische Vernunft wohl gerade Kaffeepause.

Auch in der NZZ gab der Roche-Chef Severin Schwan ein interessantes Interview. Einige Sachen sind mir dabei aufgefallen, waren mir neu:

  • „Ich habe mehrfach auch öffentlich, kritisiert, dass die Preise für Antibiotika und Grippemittel viel zu niedrig sind. Für die Industrie besteht aus wirtschaftlicher Hinsicht kaum Anreiz, auf diesem Gebiet zu investieren.“ Anstatt die Preise mit unabsehbaren Kostenfolgen raufzusetzen, könnte der Staat für Pharmazeutika, die systemrelevant sind, um ein zurzeit gängiges Wort zu gebrauchen, die Entwicklung und allenfalls die Produktion unterstützen. Das tut offensichtlich die EU mit ihren 7,5 Mia für die Forschung. Dass diese (und vor allem die Herstellung) durch die Industrie zu geschehen hat, ist selbstverständlich. Es geht um einen Interessensausgleich.
  • Schwan sieht keine Gefahr, dass wir von lebenswichtigen Produkten abgeschnitten werden, wenn wir sie nicht im eigenen Land produzieren. Die Lieferketten seien so stark verwoben, das kein Land ein Medikament oder Rohstoffe blockieren und nur für sich selbst nutzen könne. Denn dann würden sie im Gegenzug von anderen Produkten oder Rohstoffen abgeschnitten, da eben kein Land autark sei.
  • „Die Amerikaner leiden primär darunter, dass es anders als in Europa kein gutes Versicherungssystem für die breite Bevölkerung gibt...Geändert hat sich [in den letzten 20 Jahren] wenig, was aus europäischer Sicht schwer nachvollziehbar ist.“, sagt der Boss eines der grössten Pharmariesen mit grossem Amerika-Geschäft.
  • Novartis hält 1/3 der Roche-Aktien und ist damit der grösste Anteilseigner nach den Besitzerfamilien. Sauhäfeli – Sauteckeli.


56. Tag. Freitag, den 8.Mai

Elo war über eineinhalb Stunden beim Zahnarzt. Sie haben die Wurzel rausgepuhlt. Sie wird am Montag ein Provisorium erhalten für 8 Wochen und dann eine Brücke. Heute war es eine Rosskur.

Am Mittag kamen dann meine Schwestern Ruth und Gret. Es war sehr schön mit ihnen. Ich musste –unter Oberaufsicht der Chefin – den Gastgeber spielen, aber sie meinten alle, ich hätte das recht gemacht, was für thurgauer Verhältnisse sozusagen das höchste Kompliment ist. „Gut“ sagen wir nie, das sagen nur Bluffer.

Velotour: Büfelden-Vogelsang-Anwil-Littenheid-Wilen-Wil- Gloten-St.Margarethen-heim. 25km. 1h30. Schön, ohne Wind.

Das SECO macht 438 Einsprachen gegen Kurzarbeitsanträge. Es geht vor allem um solche von Erbringern öffentlicher Leistungen, die nicht in einem Konkursrisiko stehen, weil sie eine Defizitgarantie der öffentlichen Hand haben. Das ist richtig so, denn sonst wird das Geld ja nur von einer Tasche in die andere verschoben, zulasten der Arbeitslosenversicherung.

Die grossen Stromkonzerne benutzen die Situation, in der Selbstversorgung Mode ist, und wollen Subventionen mit der grossen Kelle. Sie verlangen, dass der Staat ihnen einen Mindestpreis garantiert. Wenn der Preis höher ist, geht das zu ihren Gunsten, wenn tiefer, zu unseren Ungunsten. Nur der Konzern BKW schert aus diesem Wunschkonzert aus und fordert stattdessen Investitionshilfen. Das scheint mir sinnvoller. Das Geschäft müssen sie selbst machen.

Im Kanton Genf hat Regierungsrat Maudet, der ja eigentlich schon lange hätte zurücktreten müssen, die Zügel in die Hand genommen, die vom Schweizer Parlament so liederlich schleifen gelassen wurden. In Genf kommt der Kanton bei Mieten unter 3500 Franken für 50% auf, wenn der Vermieter verzichtet.

Das Aussenministerium EDA spart durch ausgefallene Reisen, Einladungen und Konferenzen 20 Mio. Diese werden für die humanitäre Hilfe eingesetzt. Ob dadurch das Budget für diese Hilfe entlastet wird oder sie zusätzlich sind, weiss ich nicht. Ich denke, eher zusätzlich.

Die persönlichen Daten in den Beizen dürfen nicht obligatorische verlangt werden. Die Abgabe ist freiwillig.

Südtirol geht angesichts tiefer Infektionsraten weitgehend von den restriktiven Massnahmen zurück. Schulen, Läden, Gastronomie. Dabei beruft sich die Regierung in Bozen auf das Autonomiestatut, das ihr weitgehende Freiheiten gibt. Die Politiker in Rom sind erbost.

Für uns Ü65 sollen die Restriktionen gelockert werden. Details folgen.

Die Verfolgungs-Applikation wird ab nächste Woche für zwei Wochen getestet. Das ist ein Bückling vor der – gepuschten – öffentlichen Meinung, denn bis das Parlament im Juni dann die gesetzlichen Grundlagen schafft für die Einführung anfangs Juli, ist sie (hoffentlich) schon überflüssig.

Aber der Glaube an technische Lösungen für gesellschaftliche Probleme ist fast unüberwindlich. So wie wir meinen, das Problem der Automobilität mit einem anderen Antrieb überwinden zu können. Jedes Mal, wenn wir meinen, einen Deckel für ein stinkendes Fass zu haben, machen wir ein neues auf.

Die USA haben mit 15% Arbeitslosen so viele wie nie seit dem Weltkrieg. Boeing entlässt Tausende, Walt Disney stellt 43‘000 Leute ohne Lohn frei! 50% der Amerikaner haben keine Ersparnisse.

Trouvaille von Elo: Ob sie Masken oder ein App wählen würde, wenn sie könnte, fragte der Tages Anzeiger Taiwans Digitalministerin. „Ich nähme Seife.“



8.5.2020/JB.